Auf Einladung der UNESCO City of Literature Québec-Stadt war unsere Präsidentin, die Heidelberger Autorin und Sprecherin der Gruppe der Autorinnen und Autoren der UNESCO-Literaturstadt Heidelberg im Dezember 2019 eine Woche zu Gast in der Hauptstadt der kanadischen Provinz Québec. Sie las dort u. a. auf dem Marché de Noël allemand de Québec – dem größten Weihnachtsmarkt der Region und vertrat Heidelberg auf verschiedenen Treffen mit professionellen Literaturschaffenden Québecs.
Ihre Erlebnisse, Erfahrungen und Gedanken mit vielen Fotos können auf dem zugehörigen Album auf der Seite der Literaturstadt Heidelberg abgerufen werden.
Hier ein Einblick in ihren Reisebericht:
„Ich stehe hier oben auf den Terrassen beim imposanten Hotel Frontenac hoch über dem Sankt-Lorenz-Strom. ‚La Fleuve‘ nennen ihn die Einheimischen – Schicksalsfluss für viele Hunderten von Flüchtlingen. Auch für die, die am 8. Juli 1940 in Quebec ankamen, sich in die Schlange der Wartenden einreihten, um ein Ticket auf einem ‚Ladyboat‘, einem Frachtdampfer, zu ergattern, der die kanadische Provinz mit Bananen oder Zucker versorgte und auf dem Rückweg Flüchtlinge mit in Karibik nahm. Auch das junge Flüchtlingspaar Hilde Domin und Erwin Walter Palm kämpften hier in Québec um die begehrten Plätze. Viele Jahre später werde ich die Fährte der beiden als Biografin aufnehmen.
Ich traf Kulturschaffende, LiteratInnen, lernte neue Räume kennen. „Im Anfang war das Wort“ – was also liegt näher, um ihm dort Raum zu geben, wo es sich verbreitet? Eine alte Kirche beherbergt nun ein eindrucksvolles Literaturhaus, das seine Ursprünge weder übertüncht noch verleugnet.
Und dann war da noch die Rundfunkaufnahme. Gibt es nicht auch Sänger, die ihre Vorträge barfuß liefern? So geerdet, absolvierte ich den Besuch im Funkhaus. Man zieht allerorts (auch im Literaturhaus) verschmutze Winterboots aus, schlüpft in bereitgestellte Plastiküberzieher.
Improvisation bei den Lesungen, letztlich doch nur fast auf Französisch, auch wenn ich Vorträge auf Englisch im Gepäck hatte. Ich las im Innern eines Holzchalets auf dem Weihnachtsmarkt, absolvierte die Bewährungsprobe im Freien. „Lecture en Exterieur“. Worte in die Kälte getragen.. „Sie haben Glück“, sagte man mir, „normalerweise erwartet man jetzt -18 Grad und viel mehr Schnee“. Mir wars winterlich genug. Denn es kam der Wind. Der brachte den Schnee mit, fegte Worte und Manuskriptblätter über den Platz, Eiskristalle setzten sich auf den Manuskriptblättern fest. Da mag der Text noch so heißt sein – die Worte gefrieren auf den Buchstaben, müssen abgekratzt werden. Das Manuskript leidet, die Autorin auch. Worte in die Kälte getragen – die dennoch nicht ungehört verwehten.
Vielfältig die Eindrücke und Begegnungen. Liebenswert die Menschen. Reich die Erfahrung. Au revoir Québec. Je reviens.“
Danke, liebe Marion, mit Dir reist die AV um die Welt….